Osdorf
DVCpro, 77min
ein Film von Maja Classen

Im Hochhausviertel Osdorf , einem Hamburger Vorort, beherrscht eine multinationale Jugendszene mit beunruhigendem Gewaltpotenzial die Straßen und Parks. Raubüberfälle und Massenschlägereien, Strafprozesse und Resozialisierungsversuche gehören zum Alltag dieser Jugendlichen.
Die Filmemacherin porträtiert eine Reihe dieser jungen Männer, deren Leben zwischen Hoffnung auf Perspektive mit Schulbesuch und vorkriminellem asozialem Abstieg verläuft. Die Mehrzahl der Protagonisten hat bereits Bekanntschaft mit dem Leben hinter Gittern gemacht und steht kurz vor einer neuen Verurteilung. Quasi in einem Ghetto gescheiterter Integrationsbemühungen gelingt es der Regisseurin, Einblick in diese gefährliche Welt zu geben. Sie nimmt sich sehr viel Zeit mit den Jugendlichen , erreicht unverkrampfte, "ungeschminkte" Momente vor der Kamera, schafft Annäherung, ohne ihre klare Distanz zu verlieren. Neben ihrem filmhandwerklichen Rüstzeug musste Regisseurin Maja Classen Mut und beeindruckende Menschenliebe aufbringen, um den Film "Osdorf" zu einer ungewöhnlich authentischen Studie dieser Subkultur-Szene werden zu lassen. (so die Jury)

Der Babelsberger Medienpreis 2008 geht an den Dokumentarfilm Osdorf von Maja Classen.

Maja Classen: "Der Einfluss der Medien auf die Identitätsbildung der Jugendlichen ist allgegenwärtig. Die Jungs reproduzieren US-Rap, imitieren Styles, Posen, sexistische und gewalt- verherrlichende Inhalte. Sie sammeln stolz ihre Fotos, Handyfilme und Zeitungsausschnitte als Trophäen ihrer Ghettogangster-Identität. Dennoch ist es uns gelungen, die Hürde zwischen Team und Protagonisten aufzubrechen und Vertrauen herzustellen. Es bleibt nicht bei dem Angebergehabe. Als die Jungs merken, dass wir uns wirklich für sie interessieren, gibt es Momente, in denen sie Schwäche zeigen, weich werden, zweifeln. Sie gestehen, dass sie eigentlich von einem anderen Leben träumen.

(Quelle: 57. Internationale Filmfestspiele Berlin, Katalog)